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iese provokante These stand Ende April 2016 als

Überschrift über einer Pressemitteilung des Bun-

desministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die

Erkenntnis basiert auf einer repräsentativen Befragung,

die das Forschungsinstitut forsa im Auftrag des BMBF

anläßlich der diesjährigen Hannover Messe duchgeführt

hat.

Neben Fragen nach der Bedeutung von Robotern in der

Zukunft für unseren Alltag oder den Erfahrungen mit

Robotern wurde dabei auch die Frage gestellt, ob man

sich die Unterstützung durch Service-Roboter im Alter

anstelle eines Pflegeheims vorstellen könne.

Genau an dieser Stelle wird es spannend, denn bei der

Frage „Ist der Kauf eines Service-Roboters vorstellbar?“

antworteten (lediglich) 56 Prozent aller Befragten mit

„ja“. Bei der Frage jedoch nach „Unterstützung durch

Service-Roboter im Alter statt Pflegeheim“ können sich

83 Prozent aller Befragten vorstellen, einen Service-Ro-

boter bei sich zu Hause zu nutzen, wenn sie dadurch im

Alter länger in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben

könnten.

Hier werden möglicherweise verschiedene Sachverhalte

in einer Fragestellung vermischt, die sich nicht vermi-

schen lassen. Einerseits sind offensichtlich weit weniger

Menschen bereit, Geld für Service-Roboter auszugeben,

als daß eine Bereitschaft besteht, derartige Geräte zu

nutzen. Andererseits sind Service-Roboter als Rasen-

mäher, Staubsauger oder Fensterputzer etwas gänzlich

anderes, als Service-Roboter in der Pflege. Hier zeigen

zahlreiche Untersuchungen, Studien und Befragungen

der letzten Jahre deutlich, dass deutsche Bürger − an-

ders als etwa Japaner − eher nicht von einem Roboter

beispielsweise gewaschen werden wollen.

Dabei kann man das Thema vor dem Hintergrund des zu

erwartenden Pflegebedarfs auch nicht generell von sich

schieben, sollte es aber differenziert betrachten.

Denn der Bedarf an Pflege zuhause ist sehr unterschied-

lich. Körperliche Beeinträchtigungen aller Art treffen

auf mögliche kognitive Beeinträchtigungen, statische

Funktionseinschränkungen auf sich dynamisch fortent-

wickelnde. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit

einer sozialen Bindung der zu Pflegenden.

Selbstverständlich können Service-Roboter Dienstlei-

stungen ausführen. Zukünftig weit mehr als heute. Denn

die Entwicklungen in diesem Segment schreiten, dank

äußerst positiver Marktaussichten, intensiv voran.

Und ohne Zweifel können technische Geräte zukünftig

Pflegebedürftige und viel-

mehr noch das Pflegeperso-

nal in zahllosen Bereichen

unterstützen und entlasten.

Doch daraus abzuleiten,

Service-Roboter könnten

den Aufenthalt im Pflege-

heim oder die Vollzeitpflege

durch Angehörige im ei-

genen Heim ersetzen, ist

wohl eher ein Ausflug in

eine sehr ferne Zukunft.

Denn bis ein Roboter z.B.

nach dem Vorbild des An-

droiden Data aus der Serie Star-Trek die Funktion eines

„menschlichen Pflegers“ übernehmen kann, gleichzeitig

ein solcher Helfer für jeden finanzierbar sein wird und

zudem der Pflegebedürftige ein soziales Empfinden für

diese Maschine entwickelt, wird noch sehr viel Wasser

den Rhein hinabfließen.

Vorrangiger wäre es insoweit, endlich den Angehörigen

eine ebensolche finanzielle Leistung im Falle der Versor-

gung eines Pflegebedürftigen zukommen zu lassen, wie

den ambulanten Pflegedienstleistern. Denn genau das

ist es, was sich die allermeisten Pflegebedürftigen im

21. Jahrhundert wünschen: einen nahen Angehörigen,

der ihn pflegt und keinen Androiden a la Data!

Günther Klauke

Verlag 1.01

Generation 50plus

Service-Roboter statt

Pflegeheim

E D I T O R I A L

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