

Bild 4: Darstellung visueller Pfad
Bild: Osram
D A S
O P T I M U M
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Lichtfarbe mit einer hohen biologi-
schen Wirkung und einer Lichtfarbe
mit geringerer biologischer Wirkung
wechseln. Dadurch lassen sich
hochmoderne Beleuchtungssysteme
entwickeln, die die Gesundheit nach-
haltig fördern (Bild 4).
Wahrnehmung im Alter
Sehen und Hören sind die wichtig-
sten Sinnesorgane, mit welchen wir
unsere Umwelt wahrnehmen. Im Al-
ter kommt es zu einer verminderten
Sehschärfe. Ein 60-jähriger verfügt
noch über 74%, ein 80-jähriger nur
noch über 47% der Sehschärfe eines
20-jährigen.
Es ist erforderlich, einem vermehr-
ten Lichtbedarf nachzukommen,
da die Sehschärfe abhängig von
der Beleuchtungsstärke und den
vorhandenen Kontrasten ist. Im
Alter werden höhere Leuchtdichten
benötigt, um scharf zu sehen. Ein
70-jähriger braucht im Vergleich
zu einem 20-jährigen eine dreifach
hellere Leuchtdichte, um Reize
wahrzunehmen.
Mit zunehmendem Alter kommt es
zu einer Verringerung der Pupillen-
größe und zu einer Trübung der Lin-
se. Dadurch gelangt weniger Licht
durch die Linse auf die Retina und
die Kontrastintensität nimmt ab.
Ebenfalls entsteht eine höhere
Blendempfindlichkeit, die hervor-
gerufen wird durch die Verdichtung
der optischen Medien des Auges.
Die Trübung der Linse durch Einla-
gerungen zieht zunehmende Emp-
findlichkeit gegenüber blendendem
Licht und Lichtreflexion nach sich.
Durch die Veränderung der Augen-
linse entsteht eine verzögerte
Scharfeinstellung, sodass mehr Zeit
benötigt wird, bis Objekte scharf
gesehen werden können. Es kommt
zur Altersweitsichtigkeit.
Durch eine Verzögerung der Hell-
Dunkel- Adaption braucht das Auge
im Alter länger, sich an veränderte
Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Bei
grellem Licht dauert es zunehmend
länger, sich von der Blendung zu
erholen.
Die Farbwahrnehmung lässt auf
Grund der Gelbfärbung der Linse
nach. Durch die Gelbfärbung wird
mehr Licht vom blauvioletten Teil
des Farbspektrums absorbiert, so-
dass Grün, Blau und Violett nicht
mehr so gut unterschieden werden
können. Die Veränderung der Reti-
na führt dazu, dass der von einem
Auge aus sichtbare Ausschnitt der
Umwelt kleiner wird, was unter
Einengung des Gesichtsfeldes zu
verstehen ist.
Daraus resultiert für die Farb- und
Lichtgestaltung
− kontrastreiche Gestaltung
− große Beschriftung in Form
von Piktogrammen oder wich-
tigen Hinweisen
− möglichst keine blauvioletten
Farben einsetzen
− kontrastreiche Gestaltung von
Gefahren, wie z.B. Stufen
− blend- und schattenfreie
Ausleuchtung mit höherer Be-
leuchtungsstärke.
Fazit
Licht und Farbe bestimmen un-
sere Lebenswirklichkeit. Hierüber
nehmen wir die Identität von Men-
schen, Orten und Dingen auf eine
unmittelbare verständliche Weise
wahr. 90 % unserer Wahrnehmung
erfolgen über den Sehsinn. Erwie-
sen ist auch die psychologische
Wirkung, welche in Bildungseinrich-
tungen und Arbeitsstätten zu mehr
Leistungssteigerung führt und sich
gleichzeitig der Krankenstand redu-
ziert. Aber auch in Gesundheitsein-
richtungen trägt diese zur Genesung
der Patienten bei und das Personal
ist motivierter.
Da die Wahrnehmung sich je nach
Alter verändert, sind demzufolge
auch Gebäude in der Farb- und
Lichtgestaltung dem Nutzer ent-
sprechend zu gestalten.
□
Dipl. Ing. Monika Holfeld, freischaffende
Architektin
www.architektur-und-farbgestaltung.comLicht
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