DO-01-2020_online

GENERATION 50plus 8 legt, die sich beispielsweise aus der DIN 18040 ergeben würden. Vielmehr beruhen die erhobenen Daten auf Selbsteinschätzungen der befragten Haushalte. Exakte Messungen, bei- spielsweise von Durchgangsbreiten oder Bewegungsflächen, wurden nicht gefordert. Von den rund 37 Millionen betrach- teten Wohnungen liegen demnach gerade einmal rund zehn Prozent in Gebäuden ohne nennenswerte Barrie- ren. So wurde gefragt, ob der Zugang zur Wohnung stufen- oder schwel- lenlos möglich ist, ob die Haustür ausreichend breit ist (> 90 cm) und ob Flure innerhalb des Gebäudes eine Breite von mindestens 120 cm ha- ben. In 20 Prozent der Gebäude trifft keines dieser Kriterien zu. Betrachtet man die Bewohnerstruk- tur, so leben längst nicht alle, die aufgrund Ihres Alters auf Barriere- freiheit angewiesen sein könnten, in entsprechendem Wohnraum. Nur 12 Prozent der Haushalte, in denen mindestens eine Person 65 Jahre und älter ist, lebt in einem barrierefrei zugänglichen Gebäude. Erschreckend ist, dass lediglich in weniger als der Hälfte (44 Prozent) der ab 2011 errichteten Gebäude Barrierefreiheit umfassend berück- sichtigt wurde. Sechs Prozent dieser Gebäude haben die Befragten sogar bescheinigt, dass keinerlei Maßnah- men zur Barrierereduzierung umge- setzt wurden. Schaut man in die Wohnungen selbst, wird das Bild nicht besser: von den 37 Millionen Wohnungen sind gerade einmal knapp 900.000 umfassend barrierefrei. Das macht einen Anteil von 2,4 Prozent des Wohnungsbe- standes aus. Je neuer das Gebäude, desto höher der Anteil an barriere- freiem Wohnraum, aber auch in den seit 2011 errichteten Wohnungen Schlechte Quote: Barrierefreiheit Mehr als jede fünfte Person in Deutschland gehört zur Generation 65 plus. Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung ge- winnt auch das barrierearme und somit altersgerechte Wohnen an Bedeutung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hatten 85 % aller Seniorenhaushalte (Haushalte mit Personen im Alter ab 65 Jahren) im Jahr 2018 keinen stufenlosen Zugang zur Wohnung. Neben nicht vorhandenen Stufen oder Schwellen tragen auch ausreichend breite Türen und ausreichend breite Flure zu einem barrierereduzierten Zugang zur Wohnung bei. Im Durchschnitt erfüllte 2018 nur jede zehnte Wohnung in Deutschland – un- abhängig vom Alter der Bewohnerinnen und Bewohner – alle drei genannten Kriterien. Je nach Baujahr des Gebäudes gibt es hier große Unterschiede. In neueren Gebäuden ab dem Baujahr 2011 besaßen 44 % der Wohnungen sowohl stufenlose Zugänge zur Wohnung als auch ausreichend breite Türen und Flure. In bis 1948 errichteten Altbauten lag der Anteil der Wohnungen mit einem barrierearmen Zugang dagegen nur bei 5 %. Im Hinblick auf die Bewegungsfreiheit innerhalb der Wohnun- gen zeichnen die Ergebnisse der amtlichen Statistik ein Bild mit vielen Hindernissen: Nur 2 % der Wohnungen erfüllten alle Merkmale eines barrierearmen Wohnens – das heißt, sie boten genügend Raum in Küche und Bad, besaßen ausreichend breite Wohnungs- und Raumtüren sowie Flure, einen ebenerdigen Ein- stieg zur Dusche und hatten keine Stufen und Schwellen, die die Bewegungsfreiheit einschränken. Auch hier sind die Unterschiede zwischen Alt- und Neubauten groß: 1 % der Wohnungen in Ge- bäuden mit Baujahr bis 1948 sind nach den genannten Kriterien komplett barrerierereduziert, bei einem Baujahr ab 2011 lag der Anteil der Wohnungen bei 18 %. Im Jahr 2018 hat das Statistische Bundesamt im Zusatzpro- gramm „Wohnen“ des Mikrozensus erstmals bundesweit Daten zu Barrieren beim Zugang zur Wohnung und Barrieren innerhalb der Wohnung erhoben. Methodischer Hinweis: Barrierereduktion bedeutet an dieser Stel- le nicht Barrierefreiheit. Denn die Angaben beruhen auf Selbst- einschätzungen des befragten Haushalts (ggf. mit Unterstützung der Erhebungsbeauftragen) und stellen damit keine exakte Mes- sung gemäß der entsprechenden Baunorm dar.

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