DO_03_2019_online

DAS OPTIMUM 3 Alter wird bunt A lter wird bunt – so haben wir dies- mal die Titelseite gestaltet. So bunt, wie die Stadt Wesseling ihre Fußgänger- zone in diesem Sommer mit „fliegenden Regenschirmen” geschmückt hat. Vor allem zur Freude der Jüngsten und der Ältesten. Ein unwirklich pittoreskes, bewegliches Schauspiel in sechs Meter Höhe, welches besonders bei leichtem Wind und strahlendem Sonnenschein so manch einen Fußgänger zum Ver- weilen einlädt. Und dabei gleichzeitig den Zuschauern ein leuchtendes Lächeln ins Gesicht zaubert. Angeregt durch ein großes Dach aus Regenschirmen in der Partnerstadt Pontivy haben die Wesse- linger dieses „Schirmdach” vor allem als Wegweiser zur Innenstadt für Besucher installiert. Das Beste daran: hier handelt es sich nicht um ein teures Kunstensem- ble, sondern um eine Aktivität der Stadt, für die sehr schnell tatkräftige Unter- stützung und Sponsoren im heimatlichen Umfeld gefunden wurden. Fazit: Vorbild- lich! Die sommerliche Wesselinger Installation ist so bunt, wie das Alter bunt wird. Bunt in jeder Beziehung. So trägt die ältere Generation heutzutage nur noch selten schwarz am Körper und rollt auch nicht mehr nur noch mit schwarzen Rol- latoren durch die Städte und Gemeinden. Wie äußerlich, so wandelt sich auch die Einstellung der Best Ager zu „Bunt”. Neben Gesundheit, Reisen, Mobilität, Wohnen, Smart Home oder Digitalen Diensten stehen vor allem Zukunfts- pläne auf dem Zeitplan der Best Ager. Das brachte eine Befragung der Messe München im Umfeld der Messe „DIE 66” (heute, „LEIF”) ans Tageslicht (Seite 6 ff). Eine wichtige Erkenntnis der Befragung: Mobilität und Unabhängig- keit ist für diese Generation von ebenso fundamentaler Bedeutung wie „Die Lust auf Leben”. Mit dem besonderen Blick auf ein „selbstbestimmtes Leben!” Das bestätigt auch der Beitrag zum The- ma Reise ab Seite 20. Die Ergebnisse des PiNCAMP-Camping-Kompass 2019 zeigen: Die Familie Mustermann unter den deut- schen Campern ist 50 Jahre oder älter, verreist vorzugsweise mit Partner/Part- nerin innerhalb Deutschlands und gibt für einen ein- bis zweiwöchigen Urlaub gerne auch über 900 Euro aus. Bei der Auswahl des Campingplatzes achtet Fa- milie Mustermann in erster Linie auf die Lage des Platzes und auf die Qualität der Sanitäreinrichtungen. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, denn nach einer aktuellen Studie des dwif (Deutsches wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e.V.) sorgte der Camping-Tourismus in Deutschland im Jahr 2018 insgesamt für einen Um- satz von mehr als 14 Milliarden Euro. Das sind 11,5 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Tendenz weiter steigend. Schon deshalb, weil sich die Alterung der Be- völkerung in Deutschland trotz hoher Nettozuwanderung und gestiegener Geburtenzahlen weiter verstärken wird. In den nächsten 20 Jahren sind durch den aktuellen Altersaufbau sowohl ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbs- alter als auch ein Anstieg der Senioren vorgezeichnet. Dies ist das zentrale Ergebnis der 14. koordinierten Bevölkerungsvoraus- berechnung, die das Statistische Bundes- amt (Destatis) Ende Juni 2019 in Berlin vorgestellt hat (Seite 14 f). Laut Destatis sinkt die Bevölkerung im Erwerbsalter bis 2035 um vier bis sechs Millionen Menschen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren bis 2039 um weitere 5 bis 6 Millionen auf mindestens 21 Millionen. Und wenn bald ein Viertel der Be- völkerung nicht mehr im Erwerbsalter ist, dann wird Alter noch bunter. Dann werden die Verkaufs- und Übernach- tungszahlen der Campingbranche im Bereich 50plus weiter steigen und spätestens dann ist auch die Politik gefragt. Gefragt, den Belangen, Bedürf- nissen, Interessen und Wünschen einer älteren, wohlhabenden und mobilen Bevölkerungsgruppe endlich gerecht zu werden. Mit einer entsprechenden Senio- renpolitik ebenso, wie mit geeigneten Krankenversicherungs- und Pflegever- sicherungsvorhaben. Aber auch mit einer uneingeschränkten individuellen Mobili- tätsgarantie. Hat die Generation, die Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut hat, nicht ebenso viel Aufmerksamkeit verdient, wie die jüngeren Generationen? Dies meint Günther Klauke Verlag 1.01

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