DO_02_2019_online
DAS OPTIMUM 13 (BBSR, 2016a). Die Volumina der Programme haben sich im Einzelnen und auch insgesamt in den letzten Jahren verändert und in den Jahren 2017 und 2018 mit jeweils knapp 790 Millionen Euro einen Höchst- stand erreicht (siehe Abbildung auf dieser Seite). Die Städtebauförderung trägt zur Stabilisierung der regionalen Woh- nungsmärkte bei. Hierdurch werden auch gezielt Leerstände verringert und vermieden. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen demografi- schen Entwicklung der Regionen in Deutschland wird die Städtebauför- derung von großer Bedeutung blei- ben. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Prozesse des Stadtumbaus nachhaltig gestalten und die Leerstände lang- fristig auf ein deutlich niedrigeres Niveau als heute zurückführen. Wichtig ist, dass die Städtebau- förderung tatsächlich gezielt dafür eingesetzt wird, Städte und Dörfer im demografischen Wandel zu unter- stützen. So können etwa vor Ort entwickelte Konzepte zur Stärkung der Innenentwicklung mithilfe der Städtebauförderung kofinanziert wer- den. Neben der Aufwertung der Kerne kann dies auch den gezielten Abriss beinhalten. Einen weiteren Ansatz stellt die Wohneigentumsbildung dar. Generell kann über Wohneigentum die Be- völkerung örtlich gebunden werden. Darüber hinaus engagieren sich Wohneigentümer sehr häufig bürger- schaftlich „Junge Menschen kaufen alte Häuser“ (DiPasquale/Glaeser, 1999). Die Präferenz für Neubauten befördert aber den Aufbau von Leer- stand und oft die Zersiedelung. Über Förderprogramme wie „Jung kauft Alt“, die von einigen Kommunen wie etwa Hiddenhausen umgesetzt worden sind, kann dem aber gegen- gesteuert werden (Hiddenhausen, 2018). Auch Beratungsangebote, die Optionen für den Umbau von Be- standsgebäuden aufzeigen, können Investitionen in den Bestand statt in den Neubau anregen. Schließ- lich ist auch die Unterstützung des Ersatzneubaus eine Option, also der Abriss eines Gebäudes und dessen Ersatz durch einen Neubau. Es muss der Grundsatz „Umbau vor Neubau“ gelten. Fazit Leerstand ist eine große gesell- schaftliche Herausforderung. Trotz der starken Zuwanderung der letzten Jahre sind die Leerstände in vielen Kommunen sehr hoch. Angesichts der demografischen Veränderungen werden die Leerstände mittelfristig wieder deutlich steigen. Damit sind gesellschaftliche Probleme verbun- den, da Leerstände Abwärtsspiralen auslösen können, an deren Ende ganze Stadtviertel oder Dörfer kaum mehr lebenswert sind. Die Erfahrungen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung haben die Problematik ausufernder Leer- stände überdeutlich gemacht. Daher ist es wichtig, frühzeitig gegen- zusteuern. Zum einen sollte neues Bauland nur restriktiv ausgewiesen und zum anderen die Innenentwick- lung gezielt angeregt werden. Dabei ist es wichtig festzuhalten, dass Investitionen auch in schrumpfenden Räumen ausdrücklich erwünscht sind, um Perspektiven für die verbleibende Bevölkerung zu erhalten. Um Leer- stand zu vermeiden, müssen aber die Investitionen in den Bestand gelenkt werden. Quelle und Grafiken: Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, 2019
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