DO_01-2019_online
DAS OPTIMUM 7 Großstädten nahm das mittlere Alter von 40,7 im Jahr 1995 auf 42,7 im Jahr 2016 zu. Anzumerken ist aller- dings, dass dieser Anstieg bis zum Jahr 2009 stattfand. Seitdem blieb das mittlere Alter in den kreisfreien Großstädten konstant, sodass die Alterung der Gesellschaft in diesem Regionstyp zumindest vorrüberge- hend gestoppt wurde. In den sonsti- gen Kreisen stieg das mittlere Alter im Untersuchungszeitrum von 39,5 auf 44,8 deutlich stärker. Seit 2006 ist das Durchschnittsalter in den kreisfreien Großstädten niedriger als in den anderen Regionen des Landes. Ursprünglich war die Bevölkerung in den Großstädten älter, da vor allem kinderreiche Familien häufiger auf dem Land wohnten. Dies hat sich seither umgekehrt, zumindest im Durchschnitt über alle Alters- und Bevölkerungsgruppen. In einigen Großstädten fand sogar eine Verjün- gung statt. Am deutlichsten war dies in Frankfurt am Main zu beobachten, wo das mittlere Bevölkerungsalter im Zeitraum 1995 bis 2016 von 41,3 auf 40,6 Jahre sank. Der Alterungsprozess der kreisfreien Großstädte verlangsamte sich be- reits in einer Konzentrationsphase in den Jahren 2005 bis 2010, die gekennzeichnet war durch modera- te Gesamtwanderungsüberschüsse in den kreisfreien Großstädten und negativen Gesamtwanderungssalden der sonstigen Kreise. Der anschlie- ßende Stopp des Alterungsprozess der kreisfreien Großstädten fällt zeit- lich zusammen mit dem Zuzugs-Boom und hohen Wanderungsüberschüssen, die seit dem Jahr 2011 beobachtet werden können. Die Großstädte pro- fitieren dabei sowohl von der inter- nationalen Zuwanderung als auch von Zuzügen jüngerer Menschen (18 bis 30-jährigen) aus dem Inland. Das Binnenwanderungssaldo für Inländer ist jedoch bereits seit 2014 wieder negativ. Deswegen ist es nicht ver- wunderlich, dass auch die sonstigen Kreise in der Gesamtheit Wande- rungsüberschüsse verzeichnen. Davon profitieren jedoch vor allem die Krei- se im Umland der Ballungszentren und weniger die ländlich geprägten Regionen. Seit 2014 wird das Wachs- tum der Großstädte vorrangig von der Zuwanderung aus dem Ausland getragen. Ein besonderes Jahr war das Jahr 2015 und der Flüchtlingskri- se mit einer Nettozuwanderung von 1,16 Mio. Menschen. Die außerge- wöhnlich hohe Gesamtwanderungen in die sonstigen Regionen in dieser Zeit sind auf die Verteilung der Erst- aufnahmeeinrichtungen für Flücht- linge zurückzuführen. Insgesamt hat Deutschland in den Jahren 2012 bis 2016 im Saldo jährlich 643.000 aus- ländische Einwohner hinzugewonnen wovon letztlich 42 Prozent in die kreisfreien Großstädte zog. Der vorübergehend gestoppte Alte- rungsprozess der kreisfreien Groß- städte ist zum einen auf den Zuzug junger Bevölkerungsschichten aus dem In- und Ausland zurückzuführen. So ist zum einen ein in Deutschland lebender Ausländer 37,7 Jahre alt (Stand 2017, Statisches Bundesamt, 2018) und damit deutlich jünger als die Bevölkerung in Deutschland all- gemein (44,2) und insbesondere in den sonstigen Kreisen (44,9). Zudem führt der Zuzug junger Bevölke- rungsschichten auch zu gestiegenen Geburtenzahlen (vgl. Bujard/Scheller, 2017). So ist die Fertilitätsrate der Ausländerinnen in Deutschland höher als die der Inländerinnen. Die Ge- burtenziffer der Inländerinnen liegt im Jahr 2016 bei 1,46 Kindern je Frau (Pötzsch, 2018). Bei ausländi- schen Frauen in Deutschland liegt die Geburtenziffer bei 2,28 Kindern je Frau. Auch zwischen den kreisfrei- en Großstädten und den sonstigen Kreisen bestehen hinsichtlich der Ge- burtenzahl Differenzen. Im Jahr 1995 lag die Fertilität in den kreisfreien Großstädten bei 1,19 und in den sonstigen Kreisen bei 1,30. Bis zum Jahr 2015 hat die Geburtenzahl flä- chendeckend zugenommen (1,44 in den kreisfreien Großstädten, 1,57 in den sonstigen Kreisen, BBSR, 2019). Dabei ist zu beachten, dass zwischen der regionalen Fertilität und den Wanderungen erhebliche Wechselwir- kungen bestehen. Die Bevölkerungs- struktur hängt zudem eng mit der Geburtenhäufigkeit zusammen. Bei Betrachtung der regionalen Alters- verteilungen fällt auf, dass der Anteil der 25 bis 45-jährigen in den sieben größten Großstädten besonders hoch
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