DO_01-2019_online
BAUEN & WOHNEN 14 Investitionsbedarf Das Pestel-Institut rechnet vor, dass bereits bis 2030 bundesweit rund 3 Millionen altersgerechte Wohnungen zusätzlich geschaffen werden müss- ten. Ein Großteil der erforderlichen Senioren-Wohnungen werde durch den Umbau vorhandener Wohnungen entstehen müssen. Ältere Erhebungen aus dem Jahr 2009 gehen davon aus, dass im Durchschnitt 15.600 EUR notwendig sind, um eine Wohnung barrierearm umzugestalten. Dies würde bis zum Jahr 2030 Investitionen in Höhe von rund 50 Milliarden EUR notwendig machen. Ein Investitionsvolumen, das allein aus privater Hand kaum zu stemmen sein dürfte. Die Studie fordert daher eine erhebliche Aufsto- ckung öffentlicher Mittel und Förder- programme. Ältere private Eigentümer dürften mit Kreditprogrammen allerdings kaum für Investitionen zu gewinnen sein, so dass insbesondere staat- lich geförderte Zuschussprogramme positive Impulse liefern könnten. Ob die aktuellen Mittel der KfW im Rah- men des Programms „Altersgerecht Umbauen“ hier ausreichend sind, sei dahin gestellt: Erfahrungswerte zei- gen, dass ein Förder-Euro rund acht Euro an privaten Investitionsmitteln nach sich zieht. Dies wäre bis 2030 demnach ein Förderbedarf von rund 5,6 Milliarden EUR, also jährlich 500 Millionen EUR. Dass sich diese Investitionen mittel- fristig rechnen können, belegt das Pestel-Institut in seiner Studie mit einer weiteren Berechnung: barriere- armer Wohnraum kann dazu führen, dass die Menschen deutlich länger in ihren eigenen vier Wänden woh- nen können und deutlich später auf stationäre Pflege angewiesen sind. Es wird angenommen, dass statio- näre Pflege pro Jahr rund 8.500 EUR teurer ist als die ambulante Pflege. Somit hätte sich ein Umbau (Kosten- rahmen: 15.600 EUR, siehe oben) bereits nach weniger als zwei Jahren bezahlt gemacht. Fazit Die Situation auf dem Wohnungs- markt im Jahr 2035 dürfte sich nach Ansicht des Pestel-Insituts dramatisch verändern. Der hohe In- vestitionsbedarf für den Abbau von Barrieren sowie die Etablierung neuer Wohnkonzepte ist keine Aufgabe für die mittlere oder ferne Zukunft. Vielmehr müssen bereits heute die Weichen gestellt werden, um in 15 bis 20 Jahren keine „graue Woh- nungsnot“ in Deutschland entstehen zu lassen. Das Pestel-Institut versteht sich als Forschungs- institut und Dienstleister für Kommunen, Unter- nehmen und Verbände. Die Einrichtung erstellt seit rund 40 Jahren regelmäßig Analysen, Be- fragungen und Modellrechnungen, insbesonde- re auch im Themenfeld Wohnungsmärkte und Demographie- und Kommunalentwicklung. © ArT o-stock.adobe.com
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