DO_01-2019_online

Rentenniveau rechnen müssen. Die Studie des Pestel-Instituts geht daher davon aus, dass der Anteil an Senioren, die für ihren Lebensunter- halt auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, in den kommenden zwanzig Jahren von derzeit 3 Prozent auf dann über 25 Prozent steigen wird. Hierzu wurden die vorliegen- den Daten unterschiedlicher Quellen hochgerechnet und mit verschiede- nen Annahmen über die zukünftige Entwicklung korreliert. Dieser Personengruppe altersgerech- ten und finanzierbaren Wohnraum anzubieten, sei – so die Studie – die große Herausforderung für die Zu- kunft. Lösungswege Kleinere Wohnungen oder gemein- schaftliche Wohnformen könnten laut Pestel-Institut eine Lösung darstellen. Derzeit liege die durch- schnittliche Wohnfläche in Deutsch- land pro Kopf bei ca. 47 Quadrat- metern, wobei Senioren-Haushalten im Schnitt eine noch größere Wohn- fläche zur Verfügung stehe. Das liege vor allem daran, dass die Wohnung auch nach dem Auszug der Kinder häufig behalten werde. So geht die letzte Mikrozensus-Erhebung des Sta- tischen Bundesamtes aus dem Jahr 2014 zur Pro-Kopf-Wohnfläche bei Senioren-Haushalten von 59 Quadrat- metern aus. Bei sinkenden Einkommen und steigenden Wohnkosten erscheint eine Reduzierung der Wohnfläche unausweichlich. Allerdings ist genau dieser Wohnraum – klein und be- zahlbar – gerade in den Ballungs- räumen nur schwer zu finden. Wenn Senioren heute bereit seien, aus ihrer Wohnung, in der sie schon lange leben, auszuziehen und eine kleinere Wohnung zu suchen, schei- tere das oftmals an den Mietkosten. Dies könne dazu führen, dass gerade in den teuren Städten nicht nur die Wohnung gewechselt werden müsse, sondern auch der Wohnort. Alternativ könnte daher auch über neue Wohnformen nachgedacht werden, die ein gemeinschaftliches Wohnen fördern. Die Studie plädiert dafür, in Städten ein bezahlbares Seniorenwohnen anzubieten, bei dem die Älteren in ihrem Quartier und damit in ihrem sozialen Umfeld blei- ben können. Sie sollten dabei auch zum Ausprobieren neuer Wohnformen motiviert werden. Hierfür müsse die Politik auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene bereits jetzt die Weichen stellen. Gemeinschaftliches Wohnen kann sowohl die klassische Wohngemein- schaft sein, bei der auch Bad und Küche gemeinschaftlich genutzt werden – ein Modell, auf das sich die Senioren allerdings bewusst einlas- sen müssten. Erfolgsversprechender dürften Modelle sein, die eigene Wohneinheiten mit gemeinschaftlich genutzten Flächen kombinieren (zum Beispiel eigenes Bad, aber gemein- schaftlich nutzbare Küche). Denkbar sind darüber hinaus Modelle, bei denen auch die ambulante Pflege in Formen des gemeinschaftlichen Wohnens gefördert wird, indem sich Personen mit unterschiedlichen gesundheitlichen Einschränkungen gegenseitig unterstützen. Die Studie sieht hier erheblichen Forschungs- und Förderungsbedarf, um passende Modelle und Strukturen für die Zukunft bereits frühzeitig zu identifizieren. Eigentümer-Haushalte Auch die Situation der Eigentümer wird nach Ansicht des Pestel-In- stituts in den kommenden Jahren schlechter. Die Gruppe 65plus weise in Deutschland mit rund 55 Prozent eine sehr hohe Eigentumsquote auf. Dieser Wert sei grundsätzlich positiv, da die Eigentümer im Wesentlichen nur die Kosten für den laufenden Unterhalt ihrer Immobilie aufzubrin- gen haben. Mietkosten fallen nicht an, Immobilien-Darlehen sind meist abbezahlt. Allerdings sind diese Häuser und Wohnungen vergleichsweise alt: man geht davon aus, dass mehr als 85 Prozent der Häuser der Senio- ren-Haushalte vor 1991 errichtet wurden, so dass hier in der Regel ein nicht geringer Investitionsbedarf be- steht, um einen Abbau von Barrieren zu erreichen. Schätzungen der Kredit- anstalt für Wiederaufbau (KfW) gehen davon aus, dass derzeit gerade mal 700.000 Wohnungen in Deutschland „altersgerecht“ oder barrierearm sind. Hinzu kommt, dass rund 20 Prozent der Eigentümer-Haushalte der „Gene- ration 65plus“ Einkommen lediglich bis maximal 1.300 EUR monatlich beziehen (Destatis 2016). Dass aus diesem Einkommen keine nennens- werten Investitionen erfolgen kön- nen, liegt auf der Hand. Die Empfehlung des Pestel-Instituts: für einkommensschwache Haushalte mit Wohneigentum müsse es – gerade im ländlichen Raum – Wohnberatun- gen geben. Ziel müsse es sein, ältere Menschen durch die Organisation von Umbauten und Umzügen zu unterstützen. Außerdem müssten die Fördertöpfe erheblich ausgeweitet werden. DAS OPTIMUM 13

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