DAS OPTIMUM
BAUEN 6 2007 war Bauen nur gut sechs Prozent teurer als 1994. 13 Jahre lang waren die Neubau- preise für Miet- und Eigentums- wohnungen lediglich um etwa 0,5 Prozent pro Jahr gestiegen und lagen bei rund 1200 Euro je Quadratmeter. 2017 aller- dings kostete der Bau einer 100 Quadratmeter großen Wohnung knapp 50.000 Euro mehr als noch zehn Jahre zuvor. Die durchschnittlichen Baukosten stiegen somit zwischen 2007 und 2017 um mehr als 36 Pro- zent – jährlich rund 3 Prozent. Hauptgrund für den rasanten Anstieg sind die zunehmenden Anforderungen an den Neubau. NIEDRIGE BAUKOSTEN Vorbild Niederlande Neubauten werden immer teurer. Das liegt nicht nur an den allgemeinen Material- und Arbeitskosten. Wesentlich relevanter sind die gestiegenen qualitativen und energetischen Anforderungen an den Wohnungsbau. Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, bedarf es auch eines Umdenkens hinsichtlich der Ansprüche an Neubauten und einer Entschlackung der Normenlandschaft. Michael Voigtländer* / Pekka Sagner** IW Köln N eubauten werden ohnehin immer teurer. Die Qualität steigt im Zeit- verlauf, Materialkosten wachsen an. Die Löhne für qualifizierte Arbeits- kräfte legen ebenfalls zu. Zuletzt sind die Kosten für Bauland – gerade in den Ballungsräumen – stark angestie- gen. Die allgemeinen Baukosten sind laut Statistischem Bundesamt jedoch seit 2000 nur unwesentlich stärker gestiegen als die Lebenshaltungs- kosten. Die starken Preissteigerungen im Wohnungsneubau bedürfen somit weiterer Erklärungen. Die allgemeinen Baukosten geben reine Preiseffekte im Bau wider. Nicht enthalten sind Kostensteigerungen, die etwa auf höhere qualitative Anforderungen zurückgehen. Genau diese sind jedoch in den letzten Jah- ren stetig gestiegen, wie Statistiken zu veranschlagten Baukosten zeigen, die nach der DIN 276 die Kosten für die Baukonstruktion und das Bau- werk selbst beinhalten. So wurden die energetischen Standards in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht, um die Klimaschutzziele zu erreichen (BMWi/BMU, 2010). Aber auch andere Normen, wie zum Beispiel der Brandschutz führten zu einem deutlichen Kostenanstieg. Konkrete Kostentreiber sind des Weiteren erhöhter Schallschutz und Wärmedämmung, Barrierereduktion, Einbau von Aufzügen, Tiefgaragen- stellplätze und großzügigere Flächen um die Wohngebäude (BMUB, 2016). Diese Maßnahmen spiegeln neben gestiegener gesetzlicher Standards auch höhere Anforderungen der Woh- nungsnutzer wider. Das gilt auch für den Bau von Mietwohnungen, denn Vermieter haben ein hohes Interesse, die angebotenen Wohnungen mög- lichst nach Wunsch der Mieter zu gestalten, um eine schnelle Neuver- mietung zu garantieren. All dies bleibt aber natürlich nicht ohne Kosten. Die Arbeitsgemein- schaft für Zeitgemäßes Bauen e. V. (ARGE e.V.) berücksichtigt bei ihren Berechnungen zur Kostenentwick- lung die gestiegenen Qualitäts- und Anforderungsbedingungen. Demnach haben allein die energetischen An- forderungen wie die verschiedenen Stufen der Energieeinsparverordnung (EnEV 2002/2009/2014 ab 2016) be- ziehungsweise des Erneuerbare-Ener- © TasfotoNL - Fotolia.com
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