DAS OPTIMUM
DEMOGRAFIE 20 Im Jahr 2015 zogen rund 2,1 Mil- lionen ausländische Menschen nach Deutschland. Knapp 1 Million aus- ländische Personen kehrten dem Land den Rücken. Der entsprechende Wanderungssaldo von 1,1 Millionen ist der höchste in der Geschichte der Bundesrepublik. Ein großer Anteil davon entfiel auf Schutzsuchende: So stammen rund 0,3 Millionen der 2015 nach Deutschland gekommenen Menschen aus dem Bürgerkriegs- land Syrien. Gleichzeitig setzte sich der Trend einer ansteigenden Zu- wanderung aus EU-Staaten fort, der bereits in Folge der Wirtschafts- und Währungskrise seit 2010 zu positiven Wanderungssalden nach Deutschland beigetragen hatte. Vor dieser Trend- wende war die Rate von Zuzügen aus dem Ausland nach 1992 noch konti- nuierlich gesunken.[5] Es gilt, die Integration der neu zuge- wanderten Menschen, ihrer Familien und Kinder besonders zu unterstüt- zen. Dazu hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren eine Reihe von Ideen entwickelt und mit deren Umsetzung begonnen, insbesonde- re bei der Bildungsförderung, der doppelten Staatsbürgerschaft und Maßnahmen für einen Zugang zum Arbeitsmarkt.[6] Gleichzeitig stellt die große Zahl von schutzsuchenden Menschen, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind, insbesondere die Kommunen vor große Herausforderungen. Denn Städte und Gemeinden tragen die Verantwortung für ihre Unterbrin- gung, Versorgung und Integration. Unterstützt werden sie von zehntau- sende ehrenamtliche Helferinnen und Helfern, die den Neuankömmlingen durch zivilgesellschaftliches Engage- ment zur Seite stehen. Die Politik reagierte erstmals im Jahr 2007 mit einem Nationalen Integra- tionsplan [7], der auf den ersten In- tegrationsgipfel im Jahr 2006 gefolgt war. Auch die „Demografiestrategie der Bundesregierung“ aus dem Jahr 2012 [8] machte die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zu einer zentralen Aufgabe. Zu den Schritten, die bereits umge- setzt wurden, zählt neben allgemei- nen Reformen in der Familienpolitik wie dem Ausbau von Kitas, dem Elterngeld oder auch Regelungen zur Teilzeitarbeit von Müttern, von denen auch Zugewanderte profitier- ten, insbesondere die Einführung von verbindlichen Sprachkursen. Die Ermöglichung einer doppelten Staats- bürgerschaft oder die Rente mit 67 Jahren wurden ebenfalls vor dem Hintergrund der sich verändernden Bevölkerungsstruktur und den damit einhergehenden Veränderungen für den Arbeitsmarkt, die Sozialkassen und die Gesellschaft beschlossen. Fazit In Deutschland zeichnet sich die demografische Entwicklung vor allem durch eine deutliche Alterung der Gesellschaft aus. Der Altenquo- tient könnte im Jahr 2060 etwa das Anderthalbfache bis Doppelte des heutigen Werts betragen. Daran wird auch eine steigende Geburtenrate nur wenig verändern, denn der Alte- rungsprozess wird vor allem von den geburtenstarken Jahrgängen 1955 bis 1969 - die sogenannten Babyboo- mer - vorangetrieben. Zusammen mit einer weiter steigenden Lebenserwar- tung führt dies zu einer Erhöhung des Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung und absehbar zu einem Bevölkerungsrückgang. Laut Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2015 sollte die Bevölkerung in Deutschland bei einem gleichblei- benden Geburtenniveau von heute 82 Millionen auf 67 bis 73 Millionen Menschen im Jahr 2060 zurückge- hen. [9] Aufgrund der großen Zahl an Zuwanderinnen und Zuwanderern im gleichen Jahr wurde diese 13. koordinierte Bevölkerungsvorausbe- rechnung im Frühjahr 2017 aktuali- siert: Demnach wird die Bevölkerung in den kommenden fünf Jahren nun sogar steigen und anschließend bis 2035 auf das derzeitige Niveau sin- ken. Im Jahr 2060 soll sie bei 76,5 Millionen liegen. Ob diese Prognose Beginn der Sommerferien in Berlin: Will Deutschland den Zuzug fördern, muss es auch künftig die Integration der Zuzügler, ihrer Familien und Kinder besonders unterstützen. (© picture-alliance/dpa)
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