DAS OPTIMUM

DAS OPTIMUM 19 einen Wert von zuletzt 1,5 je Frau. Auch wenn sich die durchschnitt- liche Kinderzahl in Deutschland in den kommenden Jahren weiter erhöhen sollte, liegt sie vorerst noch weit unter dem Bestandserhaltungs- niveau - somit werden auch in jeder Generation weniger potenzielle Mütter und Väter geboren als in der vorhergehenden. Damit eine Bevöl- kerung konstant bleibt, müsste die durchschnittliche Kinderzahl bei 2,1 liegen, so die Statistikerinnen und Statistiker. Gründe für eine niedrige Geburten- zahl können wirtschaftlicher Mangel oder Kriege sein. So sank die Zahl der pro Frau geborenen Kinder mit dem Zweiten Weltkrieg erstmals auf durchschnittlich unter zwei Kinder. Zum Vergleich: Ende des 19. Jahrhun- derts bekamen Frauen in Deutsch- land durchschnittlich noch über vier Kinder. Nach der friedlichen Revolu- tion 1989 gab es in der früheren DDR durch die äußeren Umbrüche einen sogenannten „Nach-Wende-Schock“ der Geburtenzahlen, die bis 1995 auf einen statistischen Durchschnitt von unter einem geborenen Kind pro Frau absanken. Aber auch ohne dramatische Ein- schnitte hat sich ein gesellschaft- licher Wandel vollzogen: Insgesamt haben Kinder im 21. Jahrhundert nicht mehr den hohen „ökono- mischen Stellenwert“ wie in den Jahrhunderten zuvor. Im Gegenteil: Berufliche Anforderungen in der mo- dernen Arbeitswelt machen es gerade für Frauen schwer, Familie und Arbeit zu vereinbaren. Die Folge ist auch ein Verzicht auf Kinder oder eine be- grenzte Zahl. In der Regel bekommen Frauen ein oder zwei Kinder. Großfa- milien mit mehr als drei Kindern sind selten. Auch die Zahl von Frauen, die gar keine Kinder bekommen, ist in den vergangenen einhundert Jahren stark gestiegen auf zuletzt ein Fünf- tel der Frauen im Alter zwischen 45 und 49 Jahren. Deutschland gehört damit neben der Schweiz, Italien und Finnland zu den Ländern mit der höchsten Kinderlosigkeit in Europa. Allerdings hat diese Quote zuletzt nicht weiter zugenommen. Familienpolitische Maßnahmen kön- nen dem nur langsam entgegen- wirken: So konnten Anreize wie das Elterngeld bislang keine deutliche Zunahme der Fertilität bewirken – die Zahl der geborenen Kinder ist nach der Einführung des Elterngeldes im Januar 2007 nur moderat gestiegen. Mortalität Die niedrige Geburtenzahl ist die Hauptursache für die demografische Alterung, also für den wachsenden Anteil älterer Menschen innerhalb einer Bevölkerung. Außerdem steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an: durch eine bessere gesundheit- liche Versorgung, einen kontinuier- lichen medizinischen Fortschritt und den damit verbundenen Rückgang der Sterblichkeit durch bestimmte Krank- heiten, beispielsweise Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen, besseres Wissen über die Ursachen von Krankheiten und eine damit verbundene Vorsorge sowie weniger Belastungen durch Ar- beit, Hunger oder Kriege. Das bedeu- tet: Die Menschen leben länger und sterben erst in einem hohen Alter – statistisch betrachtet. Damit steigt der gesamte Altersdurchschnitt der Bevölkerung. Die Zahl derjenigen, die 100 Jahre und älter werden, wächst ebenso. Betrug die Lebenserwartung von Neugeborenen Ende des 19. Jahrhunderts noch unter 40 Jahre, waren es Mitte des 20. Jahrhunderts schon über 60 Jahre. Derzeit werden Frauen im Durchschnitt bereits knapp 83 Jahre alt, Männer 78 Jahre. Das ist allein seit 1970 eine Zunahme von etwa zehn Jahren – und die Le- benserwartung steigt weiter an. Während zu Beginn des 20. Jahr- hunderts vor allem eine sinkende Säuglings- und Kindersterblichkeit zur Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung beitrug, ist diese mittlerweile vor allem auf ein län- geres Leben, also auf eine sinkende Sterblichkeit, zurückzuführen. Eine heute 65-jährige Frau hat im Durch- schnitt noch eine weitere Lebens- erwartung von 20 Jahren. Ein 2010 in Deutschland geborenes Baby wird mit 50-prozentiger Wahrscheinlich- keit 100 Jahre alt werden.[4] Wollen Demografinnen und Demogra- fen etwas zur Alterung einer Gesell- schaft sagen, schauen sie sowohl auf die Menschen, die über 60 Jahre alt sind, als auch auf den Anteil der über 80-Jährigen und auf die Menschen, die 100 Jahre und älter werden. Be- trug der Anteil der über 60-Jährigen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch acht Prozent der Gesamtbevölkerung, wird es im Jahr 2050 voraussichtlich etwa ein Drittel sein. Die hiesige Be- völkerung wird also immer älter und die Zahl älterer Menschen steigt. Migration Einen weiteren wichtigen Anteil daran, ob eine Bevölkerung wächst oder schrumpft, wie alt die Menschen sind und wie viele Kinder geboren werden, haben räumliche Bevölke- rungsveränderungen durch Zu- oder Abwanderung – also durch Migration. In Deutschland lebten Ende 2015 mehr als 17 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Wandern mehr Menschen zu als wegziehen, kann das einem Rückgang der Bevölke- rungszahl entgegenwirken. Menschen mit Migrationshintergrund sind in Deutschland im Durchschnitt jünger als die Gesamtbevölkerung. Die Al- terung der Bevölkerung kann jedoch auch durch eine kontinuierlich hohe Zuwanderung nicht umgekehrt wer- den.

RkJQdWJsaXNoZXIy MzM3ODU1