DAS OPTIMUM

DAS OPTIMUM 3 N un ist sie vorbei, die dies- jährige „Light & Building“ in Frankfurt – die wohl größte Messe rund um die Themen Elektrotech- nik und Licht. Ein Fazit kann man ziehen: unsere Welt wird – glaubt man den Ausstellern – zukünftig noch „smarter“. Lösungen für das „Smart Home“ waren in aller Mun- de und an vielen Messeständen zu sehen. Wörtlich kann man den Begriff „smart“ auf ganz verschiedene Arten übersetzen: intelligent, klug, clever, aber auch raffiniert und schick. Vielleicht sollte der eine oder andere Entwickler und Produktmanager diese Überset- zungen einmal zu Rate ziehen und überprüfen, ob seine „smar- te“ Lösung wirklich so intelligent, raffiniert und schick ist, wie es der Name erwarten lässt. Oder anders gefragt: wird ein Produkt tatsächlich dadurch „smart“, dass es sich über eine App per Smart- phone bedienen lässt? Glaubt man der Industrie, so dürfte die Antwort wohl „ja“ lauten. Nutzer beantworten diese Frage aller- dings auch mit „nein“. Natürlich gibt es die „early adopter“, die Technik vor allem um der Technik willen kaufen, um als erste mit dabei zu sein. Dieser Kundenkreis ist für die Industrie heute sicher- lich sehr wichtig. Er stellt eine Art „Beta-Tester“-Gruppe dar, denn diese technik-affine Zielgruppe lässt sich von technischen Unzu- länglichkeiten nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Für eine Markt- durchdringung ist diese Gruppe aber meist zu klein. Gesucht wird nach kaufkräftigen Märkten, die offen sind für Neues. Und da fällt der Blick immer wieder auf die „Generation 50plus“. Diese Zielgruppe, vor allem die „jungen Auf dem Prüfstand: smarte Lösungen Alten“ oder der „50plus-Kom- fort-Kunde“, interessiert sich durchaus für neue Technologien und ist auch bereit, in diese zu in- vestieren. Einzige Bedingung: der Nutzen muss erkennbar sein. Es geht nicht um technische Details, sondern darum, welchen tatsäch- lichen Nutzen die Produktlösung im Alltag erbringt. Und dann wird zwangsläufig die Frage gestellt, welchen Mehrwert es mit sich bringt, wenn der Nutzer – statt den Lichtschalter zu betätigen – das Smartphone herauskramen muss, die App starten muss, die passende Menüebene suchen muss, um dann mit einem Touch auf dem Display das Licht ein- schalten zu können. Oder wenn die Wassertemperatur beim Hän- dewaschen nicht mehr per Einhe- bel-Mischer gewählt wird, sondern per App auf dem Smartphone – was im Bad und mit nassen Händen besonders anspruchsvoll wird. Zwei Beispiele für „smarte“ Lösungen, bei denen die Attri- bute „intelligent“ oder „raffiniert“ zumindest fraglich sein dürften. An dieser Stelle besteht mög- licherweise Nachholbedarf der Industrie. Und das, obwohl gera- de im Bereich des „Smart Home“ die Nutzen-Dimensionen häufig augenscheinlich und offensichtlich sind: es geht insbesondere der „Generation 50plus“ um Komfort und Sicherheit, um vereinfachte Bedienung, Energie- und Was- sereinsparung und ganz häufig auch um Barrierefreiheit, also die Chance, möglichst lange zuhau- se leben zu können. Wenn der Hersteller diese Aspekte in einer verständlichen Story aus Sicht seines Kunden erzählt, ist das Tor zum Konsumenten zumindest ein bisschen weiter geöffnet. Ein mittelständischer Bauunter- nehmer berichtete kürzlich darü- ber, wie er „Smart Home“ in Neu- bauten umsetzt, nämlich genau unter den genannten Aspekten. Seine Kunden wollen sich durch Technik das Leben ein wenig leichter, komfortabler und sicherer machen. Intelligente Lichtsteue- rung, automatisierte Heizung und Lüftung oder auch Alarm- und Kommunikationssysteme sind dabei die bisher am häufigsten umgesetzten Lösungen. Es geht dem Kunden darum, dass seine Ideen verwirklicht werden, seine Wünsche erfüllt sind und er den Nutzen seines Systems erkennt. Man darf gespannt sein, was auf der nächsten „Light & Building“ zu sehen ist. Soviel steht fest: der Markt ist in Bewegung, neue Play- er spielen mit. Und wer schon mal mit Alexa, Siri oder Google Home gesprochen hat und auf diesem Weg sein Licht oder seine Hei- zung steuert, der weiß, wie intuitiv Bedienkonzepte heute bereits sein können…  Dipl.-Kfm. Marcus Sauer Leiter Schulung und Consulting GGT Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik ®

RkJQdWJsaXNoZXIy MzM3ODU1